Die heftigen Regenfälle, die durch die letzte DANA (isoliertes Höhentief) im Oktober 2024 die Autonome Gemeinschaft Valencia heimsuchten, verursachten nicht nur Schäden an Infrastruktur und landwirtschaftlichen Flächen, sondern führten auf unerwartete Weise zu einem bedeutenden archäologischen Fund in der Region. In einer Schlucht nahe der Gemeinde Chulilla (Falfiguera) in der Comarca Los Serranos (Valencia) legte ein Felssturz einen bislang unbekannten Komplex prähistorischer Felsmalereien frei, die möglicherweise aus dem Neolithikum oder sogar einer früheren Epoche stammen.
Der Fund wurde von Fachleuten gemacht, die die seit den späten 1990er-Jahren bekannten Malereien überprüften. Sie entdeckten ungewöhnliche Formen und Pigmente an einer Felswand, die zuvor durch eine dicke Schicht aus Sedimenten und Vegetation verdeckt war. Nach der Benachrichtigung der Gemeindeverwaltung wurde ein Team des Denkmalschutzdienstes der Generalitat Valenciana sowie der Abteilung für Urgeschichte der Universität Valencia zum Fundort entsandt.
Ein erster Bericht bestätigt die Authentizität der Darstellungen und ordnet sie dem schematischen levantinischen Stil zu, mit menschlichen Figuren, Tieren (insbesondere Ziegen) und geometrischen Symbolen. Technik, rötliche Farbgebung und Komposition entsprechen anderen levantinischen Fundorten.
Dieser Fund unterstreicht die archäologische Bedeutung der Region, da die levantinische Felskunst, die 1998 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, zu den außergewöhnlichsten prähistorischen Kunstwerken unter freiem Himmel in Europa zählt. Sie erstreckt sich entlang des Mittelmeerbogens der Iberischen Halbinsel von Katalonien bis in den Osten Andalusiens, mit besonders bemerkenswerten Fundorten in der Provinz Castellón (wie der Cueva Remigia und der Barranco de la Valltorta), Teruel, Albacete und Jaén. In diesem Zusammenhang gewinnen die Malereien von Chulilla an Bedeutung, da sie zur Vervollständigung der Fundstellenkarte beitragen und neue Einblicke in die Symbolik, Rituale und Lebensweise neolithischer Gemeinschaften bieten.
Darüber hinaus hebt der Fund die besondere Stellung Chulillas hervor, nicht nur wegen seiner landschaftlichen und geologischen Reize, sondern auch wegen seines bislang verborgenen kulturellen Reichtums. Bislang waren die Felsmalereien der Region nur wenig bekannt und kaum erforscht. Mit dieser neuen Entdeckung etabliert sich Chulilla als aufstrebender Referenzort für die Erforschung der levantinischen Felskunst.
Die Umgebung von Chulilla, bereits ein beliebtes Ziel für Wanderer und Aktivtouristen, erhält durch solche Entdeckungen neuen Auftrieb für die Entwicklung des Kulturtourismus. Die Verbindung von Natur und Archäologie bietet ein einzigartiges Erlebnis, bei dem Besucher in einer beeindruckenden Landschaft mit der fernen Vergangenheit in Berührung kommen. Die Wanderwege durch Schluchten, Canyons und steile Felswände im Naturpark Hoces del Turia laden nicht nur zum Naturgenuss ein, sondern auch zur Reflexion darüber, wie der Mensch diese Räume seit Jahrtausenden als Leinwand, Kultstätte und Symbolsprache genutzt hat.
In einer digitalisierten Welt ist das Auffinden von über 7.000 Jahre alter Kunst in einem Felsunterstand eine greifbare Erinnerung an unsere gemeinsamen Ursprünge. Felskunst ist nicht nur ein Zeugnis der Vergangenheit: Sie ist ein lebendiges Erbe, das uns mit der Landschaft und den Menschen verbindet, die sie vor Jahrtausenden bewohnt haben.
Die Entdeckung in Falfiguera eröffnet neue Perspektiven für Forschung, Konservierung und Vermittlung. Sie erfordert die Zusammenarbeit zwischen Archäologen, Restauratoren, Institutionen und der lokalen Bevölkerung. Vor allem aber erinnert sie uns daran, dass die älteste Kunst unserer Geschichte noch immer im Fels lebt – und darauf wartet, vom Lauf der Zeit oder durch die Kraft eines Unwetters wiederentdeckt zu werden.
Literaturverzeichnis
- Beltrán Martínez, A. (1982). Die levantinische Felskunst. CSIC, Madrid.
- Villaverde Bonilla, V. (2006). Felskunst in der Valencianischen Gemeinschaft. Universität Valencia.
- UNESCO (1998). Felskunst des Mittelmeerbogens auf der Iberischen Halbinsel. https://whc.unesco.org/en/list/874
- Ripoll López, S. (1992). Felsmalerei in Spanien. Istmo Verlag.